Montenegro: Zwei Jahre nach dem Coup

Wir bekommen von den Gutmenschen immer wieder vorgehalten, wir müssen Russland verstehen, wenn es sich umzingelt vorkommt, wenn Nato und EU langsam wie der „Nebel des Grauens“ sich seinen Grenzen nähern.

Auf der anderen Seite werden wir von denselben Menschen kontinuierlich vor Demokratiedefizit und Menschenrechtsverletzungen gewarnt. Da muss die Frage erlaubt sein: Was soll es denn jetzt sein? Haben Staaten wie die Ukraine, Georgien, oder eben Montenegro das Recht ihre eigene Zukunft zu bestimmen, oder opfern wir sie in vorauseilendem Gehorsam auf dem Altar einer russischen Politik des „Nahen Auslands“, und damit dem Einflussbereich eines autokratischen Systems, das unsere Ideale von Freiheit und Menschenrechten sicher nicht teilt?

Vor genau zwei Jahren hat uns Russland vorgeführt, was seine Vorstellung von Demokratie ist. Am 16. Oktober 2016 fanden Parlamentswahlen in Montenegro statt. An diesem Tag verkündete Premierminister Milo Djukanovic, dass am Vortag eine Gruppe von 20 serbischen Staatsbürgern verhaftet worden ist, die für den Wahltag einen Staatsstreich, und nicht zuletzt seine Ermordung geplant hätten. Das Ziel sei gewesen, in falschen Polizei-Uniformen das Parlament zu stürmen, Chaos zu verbreiten, und eine Regierung unter der Leitung der „Demokratischen Front“, einer klaren pro-russischen, anti-Nato-Allianz, zu etablieren. Für die meisten internationalen Medien hörte sich diese Story zu „balkanisch“ an, und sie schenkten ihr keinen Glauben und folglich keine Berichterstattung.

Erst als am 24. Oktober die serbische Polizei zwei russische Staatsbürger verhaftete, die sich im Besitz von Montenegrinischen Spezial-Polizei Uniformen, Waffen, Kommunikationsmittel und Geld im Wert von 122.000 Euro befanden, begann man dem Ganzen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Auch dann noch wurde die ganze Aktion radikalen, russischen Nationalisten in die Schuhe geschoben. Erst als bekannt wurde, dass einer der russischen Organisatoren des vereitelten Coups Eduard Shishmakov, der ehemalige stellvertretende russische Militärattaché an der Botschaft in Warschau war, wurde das volle Ausmaß dieser russischen Intervention bekannt.

Und dennoch wurde dem Ganzen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die westlichen Medien berichteten kaum darüber, es passte nicht in ihr Bild des Appeasement gegenüber Russland im Stil eines Chamberlain oder Daladier.

Nach dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums hatten die europäischen Nachfolgestaaten die Auswahl entweder dem Ruf Russlands zu folgen und weiterhin mit Planwirtschaft und Staatspartei zu leben, oder aber das westliche Modell einer freien Marktwirtschaft und Demokratie im westlichen Sinn zu übernehmen. Sehr zum Schmerz von Russland wählten die Meisten das Letztere. Das Gerede über eine Geheimabsprache zwischen Genscher und Gorbatschow über einen Verzicht der Osterweiterung der Nato und EU ist Geschwätz. Absprachen dieser Tragweite werden immer schriftlich festgehalten. Noch dazu wäre es inakzeptabel, dass Vertreter Deutschlands und Russlands derart tiefgreifende Beschlüsse für andere souveräne Drittstaaten ohne deren Beteiligung fällen könnten.

Hier liegt aber auch eine Verantwortung des Westens. Wenn es zu derart gravierenden Eingriffen in europäischen Staaten kommt, wie ein Putschversuch und der Versuch einer Ermordung des Premierministers, aber auch wie in den letzten Monaten die Skripal Attentate oder auch der Abschuss eines Verkehrsflugzeuges, dann müssen wir klar Farbe bekennen. Der Westen muss auch einem Staat wie Russland gegenüber klar sagen: Handlungen haben Konsequenzen! Wer unsere Werte bei uns angreift, muss mit tiefgreifenden Sanktionen rechnen. Wir werden nicht einfach zur Tagesordnung übergehen!  

 

Der Artikel erscheint auch auf der Seite der Paneuropabewegung Österreich

Weblog EN

Der andere Iran

Es steht für Kenner des Iran außer Zweifel, dass von den vielen Fehlentscheidungen Präsident Trumps der Rückzug aus dem sogenannten „Iran-Abkommen“ (JCPOA) wohl eine der Folgenschwersten ist.

Read more >

Setzt dem Namensstreit ein Ende

Am Sonntag stimmen die Bürger der Republik Makedonien über den neuen Namen Nord-Makedonien ab, der ein Ende der griechischen Blockade gegen den EU-Beitritt des Landes bringen soll.

Read more >

Grenzen überwinden, nicht verschieben

Bei einem Auftritt in Alpbach zeigten sich der kosovarische und der serbische Präsident einig über einen möglichen Gebietsaustausch zwischen den beiden Ländern. Doch so einfach ist die Sache doch nicht.

Read more >

Nicht der Pflicht nur zu genügen!

Am 12. September feiert der Akademische Bund katholisch-österreichischer Landsmannschaften, dem ich als Obersten Bandinhaber angehören darf, sein 85. Jubiläum.

Read more >

Wer war Alexander Zakharchenko?

Um es kurz zu machen: Alexander Zakharchenko war Präsident der selbsternannten „Volksrepublik Donetsk“ (DNR), und kam bei einem Bombenattentat am 31. August im „Cafe Separ“ in Donetsk ums Leben.

Read more >

Wohin wächst China?

Ich glaube normalerweise nicht an Megatrends, da sie durch ihre Langfristigkeit meist von der

Realität überholt werden. Im Fall von China mache ich aber doch eine Ausnahme.

Read more >

Revolutionen und Tyrannen

Gegen die Diktatur von Anastasio Somoza wurde noch gekämpft und demonstriert. Die täglichen Morde des Daniel Ortega werden kaum wahrgenommen.

Read more >

Amerika, Russland und Europa

Das Nato-Treffen und das sogenannte Gipfel-Treffen zwischen dem amerikanischen und den russischen Präsidenten hätte schlimmer enden können. Für Europa wird es Zeit aufzuwachen.

Read more >

The Art of the Deal

In wenigen Tagen findet das Gipfeltreffen zwischen dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump und dem russischen Präsidenten Vladimir Putin statt. Hauptsächlich wird es dabei um die Themen Syrien und Ukraine gehen.

Read more >

Iran im Belagerungszustand

Nachdem die Vereinigten Staaten das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt haben, spekulieren immer mehr Medien über die Möglichkeit eines Regimewechsels in Teheran.

Read more >
Karl von Habsburg mit seiner Großmutter I.K.u.K.H. Kaiserin Zita von Österreich
Karl von Habsburg auf BlueShield Mission
Sanct Georgs Orden Umzug
Karl von Habsburg übernimmt die Standarte des KÖL als neuer Oberster Bandinhaber von seinem Vater Otto von Habsburg
KvH mit Ferdinand Zvonimir und einem Geistlichen
Karl von Habsburg mit seiner Frau Francesca und den drei Kindern
Otto von Habsburg und seine Frau Regina mit allen Kindern
KvH mit seinem Sohn Ferdinand Zvonimir im Rennstall

NACH OBEN