Es gibt wohl keinen seriösen Historiker, der die Französische Revolution noch für einen wahren Meilenstein des Fortschritts hält. Es war dies eine Zeit, als einige mehr rational denkende und friedfertige Reformer, die zusammen mit dem König einen notwendigen Fortschritt erarbeiten wollten, durch eine Gruppe von Unruhestiftern physisch bedroht oder niedergebrüllt wurden. Es ist nur bezeichnend, dass die „größten Helden der Revolution“, wie Danton, Robespierre und Marat, nicht nur mit französischem Blut an ihren Händen agierten, sondern auch in den Zeiten des Terrors durch französische Hände ihr Ende fanden. Heutzutage wird, was Franzosen als glorreichste Periode ihrer Geschichte ansehen, de facto als Zeit betrachtet, als einige populistische, opportunistische Politiker die Macht übernahmen, unter dem Prätext, das Sprachrohr des Volkes zu sein, obwohl in Wahrheit die Mehrheit der französischen Bürger nichts anderes als Frieden und ein Ende des Hungers wollte.
In der ganzen Zeit der Revolution ist kaum jemand mehr verkannt als Ludwig XVI. Er war ein milder, nicht sehr entscheidungsfreudiger König, der grundsätzlich den Anliegen des Volkes auf Einschränkung der Privilegien des Adels und des Klerus positiv gegenüber stand. Es ist ja auch sehr bezeichnend zu sehen, dass selbst die wildesten Revolutionäre bis zum Schluss Frankreich als Monarchie sahen, und die Hinrichtung des Königs erst ganz am Ende der Revolution erfolgte, als die moderateren Revolutionäre auch schon längst ihr Ende durch die Guillotine gefunden hatten.
Eines der interessanten Mittel, die der König zur Erstellung von Reformen einführte, waren die sogenannten „cahiers de doléances“, Beschwerdebücher, in die die Bürger ihre Wünsche und Beschwerden eintragen konnten. Diese Beschwerden wurden dann durch die in Entstehung befindliche Nationalversammlung übernommen und behandelt. Es kamen so zwischen 40.000 und 60.000 Beschwerdebücher zusammen, in denen die Bürger Frankreichs ihre Vorstellungen von ihrer sozialen und politischen Zukunft niederschrieben, und von denen viele heute noch existieren. Das Problem war nicht das Erstellen der Bücher, nicht einmal die Zusammenfassung der Inhalte, sondern die Umsetzung in einem parlamentarischen Rahmen, der extrem schwerfällig und langsam war.
Heutzutage sehen wir in Frankreich wieder generelle Unruhen, die sich derzeit vor allem in den Demonstrationen der „Gelbwesten“ niederschlagen. Es gibt wieder Umzüge zu den Zentren der Macht, egal ob es sich um Rathäuser oder Regierungsgebäude handelt. Und es gibt wieder Gewalt und Zerstörung. Und wie reagiert die Regierung Macron darauf? Mit Hearings, bei denen die Anliegen der Bürger niedergeschrieben und zusammengefasst werden sollen, also wieder die „cahier de doléances“. Noch ist nicht abzusehen, dass die Regierung auch nur ansatzmäßig in der Lage ist, diese Anliegen auch umzusetzen.
Wir können nur hoffen, dass aus der Geschichte etwas gelernt wurde, und dass es nicht wieder einer Revolution mit den schrecklichsten Terrorregimen bedarf, um zur Normalität zurück zu kehren.
Der Artikel erscheint auch auf der Seite der Paneuropabewegung Österreich.
Veröffentlicht am 22. März 2019.
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