Eine Schande für Österreich und Europa

Die EU-Staaten blockieren die Visaliberalisierung für den Kosovo. Auch Österreich. Damit wird die bisherige Balkan-Politik konterkariert.

Kein Land musste eine derartige Fülle an Auflagen für die Visaliberalisierung erfüllen, wie die Republik Kosovo. Das Land, das vor zehn Jahren seine Unabhängigkeit erklärte (als Folge eines vom serbischen Tyrannen Slobodan Milosevic verursachten Krieges mit Genozid-Charakter), ist das einzige Land in der Region Südosteuropa, dessen Bürger nach wie vor ein Visum brauchen, um in die EU reisen zu können. Länder wie Spanien verweigern sogar die Anerkennung des Schengen-Visums. Die letzte, vom Kosovo zu erfüllende, Aufgabe war die Ratifizierung des Grenzabkommens mit Montenegro. Nach vielen innenpolitischen Turbulenzen konnte diese Hürde in der ersten Jahreshälfte 2018 genommen werden.

Am 18. Juli veröffentlichte die Europäische Kommission ihren Bericht zur Visaliberalisierung für den Kosovo. Die Kommission bestätigte damals, dass der Kosovo alle Vorgaben erfüllt. Unter anderem wird in dem Bericht auch festgehalten, dass die Republik Kosovo Fortschritte bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität und der Korruption erzielt hat. Im September folgte dann die Abstimmung im Europäischen Parlament, das sich ebenfalls für die Visaliberalisierung für die Kosovaren aussprach. Die Paneuropabewegung Österreich kommentierte die Entscheidung in einer Pressemeldung: „Nachdem das Plenum des Europäischen Parlaments in Straßburg dem positiven Bericht der Abgeordneten Tanja Fajon zugestimmt hat, sind nun die Mitgliedsstaaten – also der Rat – gefragt, den Vorschlag rasch Realität werden zu lassen.“ Ebenso wurde die Forderung erhoben, dass „endlich auch die restlichen fünf EU-Staaten die Unabhängigkeit des Kosovo anerkennen.“

Doch genau dieser Rat, also die Mitgliedsstaaten der EU, blockiert nun. Nicht nur die üblichen Verdächtigen (also jene fünf Länder der EU, die die Unabhängigkeit des Kosovo aus kleingeistigen Überlegungen nicht anerkennen), sind dagegen, sondern auch Länder wie Frankreich, Holland, Belgien, Deutschland, Polen und Österreich stehen auf der Bremse. Vor allem die Blockadehaltungen aus Deutschland und Österreich sind das Problem. Bei Frankreich und Holland ist nur interessant, dass sowohl der französische Präsident Emanuel Macron und der holländische Ministerpräsident Mark Rutte zu den Liberalen gezählt werden, die sich so gerne als Hoffnung für Europa hochstilisieren. Deutschland ist einer der stärksten Länder der EU, ist also wichtig für den einzuschlagenden Weg. Und Österreich könnte als Ratspräsidentschaft mit einer klaren Haltung, die der bisherigen Politik des Landes am Balkan entsprechen würde, einen wesentlichen Beitrag zu einer raschen Visaliberalisierung leisten.

Unglaubwürdig werden damit sowohl die EU als Ganzes, als auch Österreich. Mit dem relativ harten Kriterienkatalog gegenüber dem Kosovo hat die EU dem Land klare Vorgaben gegeben, die zu erfüllen waren. Diese Vorgaben sind von der Republik Kosovo erfüllt worden. Also muss das vereinte Europa nun liefern, will es politisch als glaubwürdige Einheit auftreten. Liefert es nicht, spielt dieses Versagen nur jenen in die Hände, die Europa spalten wollen. Das sollte sowohl ein französischer Präsident, der erst vor kurzem in der Slowakei als europäischer Lehrmeister auftrat, also auch ein deutscher oder österreichischer Innenminister verstehen.

Österreich, so lautete das Versprechen dieser Bundesregierung, werde ein verlässlicher Partner bleiben, auch und vor allem für die Länder Südosteuropas. Eine Blockadehaltung gegen die Visaliberalisierung des Kosovo konterkariert also nicht nur dieses Versprechen dieser Bundesregierung, sondern auch die bisherige Politik in dem Raum. Eine Politik, die seit deutlich mehr als 100 Jahren gilt. Eine Politik die sowohl mein Vater Otto von Habsburg als auch Alois Mock vertreten haben, und für die die Paneuropa-Union genauso steht. Die österreichische Ratspräsidentschaft ist hier gefordert mit allem Nachdruck für eine Visaliberalisierung für den Kosovo zu arbeiten. Alles andere wäre eine Schande für Österreich und die EU.  

 

Der Artikel erscheint auch auf der Seite der Paneuropabewegung Österreich

 

Veröffentlicht am 2.November 2018.

Weblog EN

Der andere Iran

Es steht für Kenner des Iran außer Zweifel, dass von den vielen Fehlentscheidungen Präsident Trumps der Rückzug aus dem sogenannten „Iran-Abkommen“ (JCPOA) wohl eine der Folgenschwersten ist.

Read more >

Setzt dem Namensstreit ein Ende

Am Sonntag stimmen die Bürger der Republik Makedonien über den neuen Namen Nord-Makedonien ab, der ein Ende der griechischen Blockade gegen den EU-Beitritt des Landes bringen soll.

Read more >

Grenzen überwinden, nicht verschieben

Bei einem Auftritt in Alpbach zeigten sich der kosovarische und der serbische Präsident einig über einen möglichen Gebietsaustausch zwischen den beiden Ländern. Doch so einfach ist die Sache doch nicht.

Read more >

Nicht der Pflicht nur zu genügen!

Am 12. September feiert der Akademische Bund katholisch-österreichischer Landsmannschaften, dem ich als Obersten Bandinhaber angehören darf, sein 85. Jubiläum.

Read more >

Wer war Alexander Zakharchenko?

Um es kurz zu machen: Alexander Zakharchenko war Präsident der selbsternannten „Volksrepublik Donetsk“ (DNR), und kam bei einem Bombenattentat am 31. August im „Cafe Separ“ in Donetsk ums Leben.

Read more >

Wohin wächst China?

Ich glaube normalerweise nicht an Megatrends, da sie durch ihre Langfristigkeit meist von der

Realität überholt werden. Im Fall von China mache ich aber doch eine Ausnahme.

Read more >

Revolutionen und Tyrannen

Gegen die Diktatur von Anastasio Somoza wurde noch gekämpft und demonstriert. Die täglichen Morde des Daniel Ortega werden kaum wahrgenommen.

Read more >

Amerika, Russland und Europa

Das Nato-Treffen und das sogenannte Gipfel-Treffen zwischen dem amerikanischen und den russischen Präsidenten hätte schlimmer enden können. Für Europa wird es Zeit aufzuwachen.

Read more >

The Art of the Deal

In wenigen Tagen findet das Gipfeltreffen zwischen dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump und dem russischen Präsidenten Vladimir Putin statt. Hauptsächlich wird es dabei um die Themen Syrien und Ukraine gehen.

Read more >

Iran im Belagerungszustand

Nachdem die Vereinigten Staaten das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt haben, spekulieren immer mehr Medien über die Möglichkeit eines Regimewechsels in Teheran.

Read more >
Karl von Habsburg mit seiner Großmutter I.K.u.K.H. Kaiserin Zita von Österreich
Karl von Habsburg auf BlueShield Mission
Sanct Georgs Orden Umzug
Karl von Habsburg übernimmt die Standarte des KÖL als neuer Oberster Bandinhaber von seinem Vater Otto von Habsburg
KvH mit Ferdinand Zvonimir und einem Geistlichen
Karl von Habsburg mit seiner Frau Francesca und den drei Kindern
Otto von Habsburg und seine Frau Regina mit allen Kindern
KvH mit seinem Sohn Ferdinand Zvonimir im Rennstall

NACH OBEN