2018 – ein Gedenkjahr

Es wird viele Gedenken an die verschiedenen Jahrestage im nächsten Jahr geben. Die entscheidende Frage aber wird sein, ob wir aus der Geschichte bereit sind zu lernen.

Als 1989 nach dem Paneuropäischen Picknick der Eiserne Vorhang fiel, in weiterer Folge die Sowjetunion aufgelöst wurde, und letztlich auch das kommunistische Jugoslawien unterging, fragten sich viele, warum zwar der Ostblock friedlich aufgelöst werden konnte, gerade aber das ehemalige Jugoslawien, aufgrund der brutalen Kriege des Regimes Milosevic, in einem Meer von Blut versank. Ein Beobachter meinte damals, im Ostblock wurden die Folgen des Zweiten Weltkrieges beseitigt, in Jugoslawien die des Ersten Weltkrieges. Mit dem Zweiten Weltkrieg hat man sich intensiv auseinandergesetzt, mit den Folgen des Ersten nicht, er war durch die Schrecken des Hitlerschen Krieges übertönt. Dabei waren die Folgen des Jahres 1918 für Europa insgesamt folgenreicher, als man sich das in der heutigen Zeit vorstellen will. Das letzte übernationale Reich Europas wurde zerlegt. Die neuen Staaten wollten Nationalstaaten sind, waren aber in Wirklichkeit nur Nationalitätenstaaten. Jedes Land in Mitteleuropa hat auch heute noch seine Minderheiten oder besser gesagt Volksgruppen, soferne sie nicht durch ethnische Säuberungen vertrieben wurden. Der Nationalstaat, der seine Legitimität auf der Nation baut, ist in Mitteleuropa eine Unmöglichkeit. Wie jüngste Ereignisse etwa in Spanien zeigen, sind ihm auch im Westen des Kontinents Grenzen gesetzt. Europa lebt von der Vielfalt. Bei einem Blick über die Grenzen Europas hinaus, wird man aber eine weitere Großregion bemerken, in der heute – so wie vor 20 Jahren im ehemaligen Jugoslawien – mit den Folgen des Ersten Weltkrieges gekämpft wird: der Nahe Osten. Das Osmanische Reich war ebenfalls ein übernationales Gebilde, das nach dem Ersten Weltkrieg zerstört wurde. Viel brutaler als in Kontinentaleuropa richteten dort die einstigen Kolonialmächte ihre Interessenssphären ein. Rücksicht auf die Lage vor Ort wurde dabei nicht genommen. Die Grenzen von Staaten wurden mit dem Lineal auf der Landkarte gezogen, nicht etwa nach irgendwelchen historischen Vorbildern, sondern einzig und allein nach den Interessen der siegreichen Kolonialmächte.

Das Sykes-Picot-Abkommen aus dem Jahr 1916 spielte 100 Jahre später eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Entstehung des sogenannten Islamischen Staates, bis hin zu den Terroristenzielen in den Ländern Europas. Staatlichkeit im Sinne von Nationalstaaten war und ist in dieser Region noch absurder als in Mitteleuropa. In Europa hat man mit dem Prozess der europäischen Einigung einen Weg gefunden, um wieder auf eine europäische Ordnung hinzuarbeiten. Der von vielen heute propagierte Rückzug in den Nationalstaate wäre keine Lösung für die anstehenden Probleme. Im Gegenteil. Im Nahen Osten sind wir von Ansätzen zu einer Lösung weit entfernt.

Aber es wäre schon ein Fortschritt, würde man sich der historischen Fehler bewusst werden. 2018 wird es viele Gelegenheiten dazu geben.

 

Veröffentlicht am 8.Dezember 2017.

Weblog EN

Russische Beziehungen

Europa und Russland sind keine Gegner. Für eine gute nachbarschaftliche Beziehung ist aber die Einhaltung von Verträgen und eine friedliche Grundhaltung Voraussetzung.

Read more >

Hoffnung für Südosteuropa

In wenigen Tagen wird die Erweiterungsstrategie der EU publiziert. In den Ländern Südosteuropas hofft man – zu Recht – auf neue Impulse Richtung Aufnahme in die EU.

Read more >

Droht ein Genozid auf der arabischen Halbinsel?

Der Krieg im Jemen wird hierzulande kaum beachtet. Die Ankündigung Saudi-Arabiens, keine Schiiten dulden zu wollen, muss als Ankündigung eines Genozids verstanden werden.

Read more >

Maximale Freiheit – minimaler Staat

Die Entlastung der Familien durch den Familienbonus ist ein wichtiger Schritt. Allerdings brauchen wir – nicht nur in Österreich – viele weitere mutige Schritte zur Entlastung.

Read more >

Europa und der Balkan

Der Balkan, Südosteuropa, ist eindeutig europäisch. Deshalb ist in der Region auch ein verstärktes europäisches Engagement notwendig.

Read more >

Recht und Freiheit

Europas Stärke liegt im Bekenntnis zu Recht und Freiheit. Dieser Grundsatz muss wieder gestärkt werden.

Read more >

Freiheit und Verantwortung

Verbirgt sich hinter dem Ruf nach dem Staat und der Regulierung eine Angst vor der Verantwortung?

Read more >

Weihnachtsbotschaft 2017

Rückblick auf 2017 und Ausblick auf das Gedenkjahr 2018.

Frohe Weihnachten und ein gesegnetes Neues Jahr!

Read more >

Ein Weihnachtswunder im Nahen Osten?

Der Krieg in Syrien scheint einem Ende entgegen zu gehen. Die Frage ist, wie eine Friedensregelung aussehen wird.

Read more >

2018 – ein Gedenkjahr

Es wird viele Gedenken an die verschiedenen Jahrestage im nächsten Jahr geben. Die entscheidende Frage aber wird sein, ob wir aus der Geschichte bereit sind zu lernen.

Read more >
Karl von Habsburg mit seiner Großmutter I.K.u.K.H. Kaiserin Zita von Österreich
Karl von Habsburg auf BlueShield Mission
Sanct Georgs Orden Umzug
Karl von Habsburg übernimmt die Standarte des KÖL als neuer Oberster Bandinhaber von seinem Vater Otto von Habsburg
KvH mit Ferdinand Zvonimir und einem Geistlichen
Karl von Habsburg mit seiner Frau Francesca und den drei Kindern
Otto von Habsburg und seine Frau Regina mit allen Kindern
KvH mit seinem Sohn Ferdinand Zvonimir im Rennstall

NACH OBEN